Wise Guys | Lyrics & Texte
Die Texte der Wise Guys hatten sicherlich einen nicht unerheblichen Anteil am Erfolg der Band. Ich habe hier mal drei Songtexte herausgesucht (komischer Weise fangen alle mit "A" an...), die mir persönlich viel bedeuten und die ich für gelungen halte. Dahinter beschreibe ich jeweils, wie ich den Songtext einordne. Viel Spaß damit!
Ich werde diese Seite mit den Kommentaren nach und nach ergänzen und erweitern. Ihr könnt mir auch unter daniel@altebekannte.band mailen, wenn Ihr Euch hier einen Kommentar von mir zu einem alten Wise-Guys-Text wünscht!
A cappella!
Musik und Text: Daniel „Dän“ Dickopf
Es ist kein Trick, es ist keine Zauberei.
Doch es gibt uns oft den Kick und macht uns manchmal sogar high.
Auch wenn man damit stets in der Exoten-Ecke war,
ist es einfach unser Ding, das ist doch klar.
Es ist keine Religion, es ist kein Lebensgefühl.
Es ist kein Geschäft und auch ganz sicher kein Kalkül.
Es ist ganz offenbar nix fürs „Formatradio“,
doch es ist unsre große Liebe, und das bleibt auch immer so.
Wir singen a cappella! Das geht überall und immer,
in der allergrößten Halle und im winzig kleinen Zimmer,
wir singen a cappella open air oder im Dom.
Wir singen ohne alles. Manchmal sogar ohne Strom. A cappella!
Es ist Musik, die nur im Kollektiv gelingt,
weil, wenn einer aus der Spur gerät, gleich alles scheiße klingt.
Doch sind alle auf der Höhe, alle gleich gut drauf,
blühen die Akkorde richtig auf.
Es ist kein eig'nes Genre, nur ne Darbietungsform,
es ist nichts für die Masse, es entspricht ja nicht der Norm.
Manchmal darf's auch albern sein, aber niemals „tralala“.
Offenbar liebt ihr es auch, denn sonst wärt ihr ja nicht da.
Wir singen a cappella…
Es gab schon manchen, der sich zu der Aussage verstieg,
A cappella wäre „Singen ohne Musik“.
Wir ham das mal probiert, doch wir kriegen es nicht hin.
Wenn wir zusammen singen, ist da sofort Musik drin.
Wir singen a cappella…
Anmerkungen zum Songtext von "A cappella!":
Ich habe mich im Laufe der Jahre oder Jahrzehnte, die ich jetzt Musiker bin, immer wieder mal heftig gerieben an der Darbietungsform "a cappella" (das Singen ohne instrumentale Begleitung ist ja an sich kein Genre, sondern eben lediglich die Aufführungsweise, auf Instrumente gänzlich zu verzichten).
Der wichtigste Nachteil von A-cappella-Musik ist, dass man musikalisch eingeschränkt ist. Bestimmte Dinge lassen sich einfach nicht umsetzen, wenn keine Instrumente, sondern nur die menschlichen Stimmen am Werk sind (und wenn man auf ausufernde technische Effekte verzichtet, was sowohl die Wise Guys als auch Alte Bekannte weitgehend beherzigt haben, denn das führt die Sache meines Erachtens ad absurdum). Letztlich hat dieses immer wiederkehrende gelegentliche "Verzweifeln" an der ganzen A-cappella-Kiste ja auch dazu geführt, dass ich 2020 mein instrumentiertes Soloalbum veröffentlicht habe, das mich sehr glücklich macht.
Auf der anderen Seite hat A-cappella-Musik aber eben auch ein paar ganz wunderbare Vorzüge und Stärken. Sie schafft live eine unglaublich direkte Verbindung zum Publikum, die Texte werden viel direkter wahrgenommen, und...? Alle weiteren Pluspunkte sind im Songtext oben enthalten und auf den Punkt gebracht, und darum halte ich ihn für sehr gelungen. Es ist alles drin, was erklärt, warum ich "a cappella" eben auch total liebe!
Dieser Songtext entstand kurz vor dem Ende der Wise Guys, und dennoch, in dieser späten Phase, entschied ich mich, noch mal dieses klare Statement abzugeben. Und so erklärt sich auch, dass ich als Nachfolgeprojekt in Form von "Alte Bekannte" weiterhin auf die Darbietungsform "nur Gesang" gesetzt habe und setze.
Aber sonst gesund
Musik und Text: Daniel „Dän“ Dickopf
Manchmal kann ich kaum noch gehn, doch es gibt ja Voltaren.
Hab’ ich Wunden an den Zeh’n nehm’ ich auch noch Bepanthen.
Oft dreht sich mein Magen um, ich nehm’ zwei Imodium.
Weil das an den Nerven zerrt, schluck’ ich Baldrian Dispert.
Hab’ ne leichte Diabetes, doch mit Insulin, da geht es.
Die Erkältung bin ich leid – ich nehm’ nachts Wick MediNait.
Bleib’ ich trotzdem Bettenwälzer,
nehm’ ich noch zwei Alka-Seltzer.
Dass ich abends gern was trink’, ist egal – dank GranuFink.
Aber sonst gesund! Alles läuft so weit ganz rund,
hab’ mich gut gehalten und hab’ zum Klagen keinen Grund.
Aber sonst gesund! Denn beim winzigsten Befund
werfe ich mir kunterbunt meine Pillen in den Schlund.
Herpes ist für mich’n Klacks, denn ich hab’ ja Zovirax.
Allergien sind auch im Spiel – nicht mehr lang, dank Fenistil.
Die Verstopfung ist egal, habe ja Laxoberal.
Nehme Lemocin für’n Hals, gegen Sodbrenn’n Bullrichsalz.
Ich hab’ selten echte Schmerzen dank der Kraft der Doppelherzen;
fühl’ mich meistens pudelwohl wegen Paracetamol.
Weil ich, seit ich nich’ mehr rauche nur noch Nicorette brauche,
nehm’ ich kaum noch Morphium, nur mal abends Valium.
Aber sonst gesund...
Komme ich, was ich nicht glaube, eines Tags unter die Haube,
muss die Herzensdame mein Apothekerin sein:
Die hat umsonst Medikamente, bringt mich locker bis zur Rente,
und sie sorgt auch abends spät für genug Stabilität.
Aber sonst gesund...
Ist mein Leben mal zu Ende, falte ich getrost die Hände,
weil ich meine Seele meinem Schöpfer anempfehle.
Die körperlichen Überreste gehen dann – das ist das Beste –
mit ’nem freundlichen Vermerk gleich zurück ans BAYER-Werk.
Anmerkungen zum Songtext von "Aber sonst gesund":
"Aber sonst gesund" ist für mich ein gutes Beispiel für einen wirklich lustigen Songtext. Er hat auch im Laufe der Jahre wahnsinnig viel positive Resonanz hervorgerufen, weil die meisten Leute zwar sicherlich nicht alle, aber doch viele der genannten Medikamente aus ihrem persönlichen Alltag kennen.
Es gab sogar einige Apotheken, die den Text für die Dekoration ihrer Schaufenster wählten, was ich einigermaßen lustig finde, denn echte Werbung für Medikamente stelle ich mir persönlich etwas anders vor. Aber gut.
Was ich an dem Songtext lustig finde, ist neben der absurden Zahl an Medikamenten, die der Protagonist routinemäßig einzuwerfen vorgibt, ohne darin irgendein Problem zu erkennen und die vollkommen atemlos runtergerasselt werden, die doppelte Pointe:
Die erste Punch-Line im Mittelteil ist zugebenermaßen eindeutig zweideutig, wo dann manche Leute ja auch schnell ein Problem mit hatten und haben (was mir aber tatsächlich immer egal war). Und dann gibt es eben auch noch eine klare Schluss-Pointe, und mit der endet der Song auch: Der Refrain wird _nicht_ noch einmal wiederholt. Das ist in "normaler" Popmusik eigentlich undenkbar. Bei der A-cappella-Musik, die die Wise Guys und auch Alte Bekannte als Grenzgänger zwischen Rock, Pop und Kabarett gemacht haben und machen, ist so etwas jedoch jederzeit erlaubt. Und das ist hier in meinen Augen ganz gut geglückt.
Achterbahn
Musik und Text: Daniel „Dän“ Dickopf
Die Werbung ist sehr knapp und klar:
„Die Mega-Fahrt! Ein Traum wird wahr!
Die größte Achterbahn der Welt aus Holz!“
Die Schlange lang. Der Preis ist krass.
Viel Warterei. Ein kurzer Spaß.
Wir stell’n uns an und sagen uns, „was soll’s“.
So stehn wir uns, wie And’re auch,
brutal die Beine in den Bauch.
Wir warten Ewigkeiten. Nix passiert.
Doch sehr viel später, irgendwann,
sind wir dann doch tatsächlich dran,
Jetzt gibt es kein Zurück. Ich hab's kapiert.
Achterbahn!
Mit hundertzwanzig Sachen fahr'n
wir abwärts, bis das Herz zum Hals hoch schlägt
Achterbahn!
Adrenalin und Fieberwahn,
weil's uns bestimmt gleich aus der Kurve trägt!
Wir steigen ein, gleich geht es los,
die Spannung zum Zerreißen groß,
erst geht’s ganz langsam immer höher rauf.
Und dann kommt dieser Augenblick,
ganz oben, kurz vorm großen Kick,
denn vor uns tut sich jetzt ein Abgrund auf.
Schon geht's im Sturzflug tief hinab,
Steilkurve, Tempo nicht zu knapp,
Gefühlswelt zwischen "Panik", "Stress" und "frei".
Die Haare flattern durch den Wind.
Schön, dass wir noch am Leben sind.
Gelächter und so mancher spitze Schrei.
Achterbahn...
Die Fahrt ist rum, sind wieder da,
war'n gerade noch dem Tod so nah.
Ich steige aus. Bin froh, dass ich's noch kann.
Das war brutal, das ist wohl wahr,
und viel zu kurz. Doch eins ist klar:
Wir stellen uns sofort noch einmal an!
Achterbahn...
Anmerkungen zum Songtext von "Achterbahn":
Wir hatten beschlossen unser 2014er-Album "Achterbahn" zu nennen, der Song war fertig, die Musik stand und auch der Text. Allerdings war der Originaltext, den ich für "Achterbahn" geschrieben hatte, ein ganz anderer: Der Ursprungstext setzte die Fahrt auf der Achterbahn gleich mit den Höhen und Tiefen des Lebens. Der ganze Songtext war komplett symbolisch und ging sogar soweit, das System des Kapitalismus zu kritisieren: Der Inhaber der Achterbahn war der reiche Manager eines Riesenkonzerns. Und die Besucher der Achterbahn waren die Arbeiter, die kleinen Leute, die seinen Reichtum vergrößern, indem sie das wenige Geld, das sie selbst haben, in die überteuerte Fahrt stecken.
Theoretisch war das ein netter Ansatz, den diese Urfassung hatte, aber es war doch ein bisschen zu viel "Brecht reloaded". Irgendwie fühlten wir uns alle nicht wohl damit. Also setzte ich mich noch mal hin und schrieb eine zweite Fassung, auf die wir uns dann auch einigten. Hier geht es schlicht und einfach um die Fahrt mit der Achterbahn, die man macht, obwohl sie einen bisweilen total stressen kann. Die man währenddessen vielleicht sogar verflucht. Aber die man direkt danach noch mal wiederholen will!
Ich finde diesen Ansatz sehr viel gesünder und sinnvoller als den ursprünglichen Entwurf. In dieser scheinbar reinen Beschreibung einer tatsächlichen Achterbahnfahrt liegt für mich viel, viel mehr Interpretationspotenzial, als es die Urvariante ermöglicht hätte.
Wer sich für eine (fast) komplette Übersicht der Wise-Guys-Texte interessiert, wird hier fündig:
Alphabetisch sortiert: http://www.wiseguys.de/index-3.html
Nach Alben sortiert: http://www.wiseguys.de/index-4.html